„Viergmächts Hus“ erbaut 1898, Anfang der 1980er Jahre
„Viergmächts Hus“ erbaut 1898, Anfang der 1980er Jahre

Mit dem Einzug der Handstickmaschine, die das Sticken auf dem Stickrahmen allmählich verdrängte, kam um die Mitte der 1870er Jahre neues Leben in die Gemeinde.

Neben vielen Anbauten, die zur Aufstellung der Stickmaschinen erforderlich waren, erfuhr die Neubautätigkeit einen erheblichen Aufschwung. Noch heute stehen viele Häuser in Altach, bei denen das spätere Stickereilokal mit seinen hohen Fenstern und dem abgeschleppten Dach deutlich erkennbar ist. Bei der Planung der Neubauten bildete die Unterbringung einen Handmaschinenraumes einen integrierenden Bestandteil des Bauprogrammes. Es entwickelte sich ein eigener Haustyp, dass „viergmächte“ Haus, das, wie der Name sagt, im Wohngeschoss aus vier Gemächern = Räumen besteht. Zur Krisenfestigkeit trug wesentlich der Umstand bei, das neben der Stickerei auch eine kleien Landwirtschaft betrieben wurde, was bei der Planung der Häuser ebenfalls berücksichtigt werden musste. Diese Häuser sind 14 bis 16 Meter lang und 8 bis 10 Meter breit. Sie haben in der Regel ein gemauertes Erdgeschoss und ein aus Holz „gestricktes“ Obergeschoss. Rund je die Hälfte der Hauslänge nimmt der Wohnteil mit dem Stickereilokal und der Wirtschaftsteil mit Stall und Tenne ein. Das ganze Haus ist mit einem durchgehenden Satteldach abgedeckt. Eine Weiterentwicklung dieses Haustyps ist jenes Haus, dessen Dach mit einem Kreuzfirst ausgebildet ist. Dieses Dach gibt dem Haus meist ein besseres Aussehen und bietet außerdem die Möglichkeit für einen zweckmäßigeren Ausbau des Dachgeschosses. Nach dem Betreten des Hauses im Erdgeschoss kommt man in das Stiegenhaus und von dort in das die ganze Breitseite einnehmende Stickereilokal, in den etwas tiefer liegenden Vorratskeller und in den Wirtschaftsteil. Das Obergeschoss hat vier Räume: das Stiegenhaus, die Wohnstube, das Gaden = Elternschlafzimmer und die Küche. Die Stube mit dem heimeligen Kachelofen und das Schlafzimmer mit der Kachelwand werden von der Küche aus geheizt. Im darüber liegenden Dachgeschoss befinden sich meist zwei etwas abgeschrägte Dachräume, eine Schlafkammer für die Buben und eine für die Mädchen. Der Wirtschaftsteil weist eine leichtere Bauweise, ein verbrettertes Holzriegelwerk, auf. Nur der Stall, abgeteilt für die Rinder und das Pferd, ist aus Gründen der Wärmehaltung etwas solider und massiv gebaut. Über dem Stall wird das Heu gelagert, was ebenfalls zur Wärmedämmung des Stalles beiträgt. In einer Ecke des Heubodens ist, vom Wohnteil zugänglich, der Abort (Abkürzung für abgelegener Ort), also das WC, mit einem ins Freie führenden Fenster untergebracht. Häuser dieser Art wurden in Altach circa vierzig gebaut. Darunter befinden sich allerdings auch solche, die an Stelle abgebrannter Häuser errichtet wurden, denn in dieser Zeit ging der Feuerteufel um und manches Anwesen wurde vernichtet.

Das Haus in der Achstraße 53 hat sich im Laufe der Jahre verändert
Das Haus in der Achstraße 53 hat sich im Laufe der Jahre verändert
Das Haus in der Achstraße 51 ist noch im Originalzustand
Das Haus in der Achstraße 51 ist noch im Originalzustand