Home » Entlastung vom LKW-Verkehr als oberstes Ziel

Entlastung vom LKW-Verkehr als oberstes Ziel

Gemeinde Altach präsentiert Best-Variante zu angestrebter Verkehrslösung im Gewerbegebiet

Die Bevölkerung an den Zufahrtsstraßen zum Gewerbegebiet Große Wies / Unter Hub in Altach soll vom Lkw-Verkehr entlastet werden. In einer Variantenuntersuchung wurden mögliche Lösungen anhand von neun Varianten durch das Verkehrsplanungsbüro PLANOPTIMO geprüft. Die sogenannte Variante „Kratten“ bringt demnach die höchste Entlastungswirkung, die geringste Bodenversiegelung und auch den geringsten Verbrauch an Flächen. Zudem liegt diese mögliche Verkehrslösung im Korridor bzw. am nächsten zur stark befahrenen, parallel verlaufenden Autobahn A14, wie der Altacher Bürgermeister Markus Giesinger zusammen mit den Verkehrsexperten von PLANOPTIMO im Rahmen eines Pressegesprächs am 18. April berichteten.

Der Wille der Gemeinde ist es, die Bevölkerung in Altach in den schmalen Wohnstraßen, vor allem im Gewerbegebiet Große Wies / Unter Hub, vom Schwerverkehr zu entlasten und dabei die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer*innen und der Bewohner*innen im besiedelten Gebiet sowie gleichzeitig das Naherholungsgebiet so gut wie möglich zu schützen. Mit dieser Aufgabenstellung beauftragte die Gemeinde das renommierte Verkehrsplanungsbüro PLANOPTIMO, das unter anderem im Auftrag von Bundesministerin Leonore Gewessler die S18 untersucht, um mögliche Verkehrslösungen auszuarbeiten. „Bei der Variantenprüfung haben wir uns auch intensiv mit den Anliegen der Bürgerinitiative auseinandergesetzt, also etwa wie eine Bodenversiegelung möglichst vermieden oder das Naherholungsgebiet gewahrt werden kann. Nun liegen die Ergebnisse vor“, informiert Bürgermeister Markus Giesinger aus Altach.

Objektive Fakten als Grundlage

Zu einer weiteren Variantenprüfung kam es, nachdem die Gemeindevertretung in einem Grundsatzbeschluss vom Dezember 2023 eine Verkehrsentlastung für die betroffene Bevölkerung beschlossen hatte. „Die Grundlage jeder Entscheidung müssen objektive Fakten sein. Uns war und ist immer schon bewusst, jede Entscheidung ist auch ein Kompromiss. Darum war es wichtig, eine gute und fundierte Basis für die notwendige Verkehrslösung zu erarbeiten“, betont Bürgermeister Giesinger weiter. Die Analyse der Verkehrsexperten zeigt auf, welche Maßnahme die größte Entlastungswirkung bringt und soll damit als Entscheidungshilfe für die Gemeindevertretung dienen.

Im Rahmen der Verkehrsanalyse wurden positive und negative Auswirkungen unterschiedlicher Varianten systematisch gegenübergestellt. Die angewendeten Kriterien decken dabei ein möglichst breites Spektrum an wesentlichen Fragen zu Aspekten wie Verkehr, Mensch, Raum und Umwelt oder auch zu Kosten und Umsetzungsrisken ab. „Die Wirkungsanalyse dient demnach als Vorbereitung und soll eine rationale, transparente und nachvollziehbare Entscheidung in der Gemeinde ermöglichen“, erläutert Dr. Helmut Köll, Verkehrsplaner von PLANOPTIMO, dazu.

Höchste Entlastung durch Variante „Kratten“

Laut den Ergebnissen der Verkehrsanalyse spricht vieles für die sogenannte Variante „Kratten“. „Diese bringt eine erhebliche Entlastung der Wohngebiete im Ort und führt im Vergleich etwa mit der Variante „Brühlgraben“ zu einer geringeren Belastung der dortigen Naherholungsräume. Mit entsprechenden Begleitmaßnahmen können negative Auswirkungen deutlich minimiert werden“, führt Dr. Köll weiter aus. Bei der Variante „Kratten“ kann zudem weitestgehend die bereits bestehende Straßeninfrastruktur genutzt werden, weshalb die zusätzlich zu versiegelnden Flächen gering sind.

Die Varianten „Krebsenbachstraße“, „Bischofsrütti“ und „Brogerweg mit Umfahrung“ führen demnach nur zu einer Teilentlastung in den Wohngebieten. Die Varianten „Brühlgraben“ und „Kratten“ wiederum zu einer weitestgehenden Lkw-Entlastung. Bei zweiterer ist laut Studie die Belastung von Naherholungsräumen aber geringer.

Entscheidung steht an

Für die Verantwortlichen in der Gemeinde ist klar, die Bevölkerung vom Lkw-Verkehr zu entlasten und gleichzeitig auch das Naherholungsgebiet so gut wie möglich zu schützen, ist ein sehr kontroversielles Thema. „Als Gemeinde sind wir nach langen Diskussionen und gründlichsten Untersuchungen aber auch gefordert, eine Lösung zu finden. In den letzten Jahren, ja Jahrzehnten, wurden verschiedenste Varianten geprüft. Wenn man es mit der Entlastung ernst meint, muss man auch irgendwann entscheiden. Dieser Zeitpunkt ist für uns nun gekommen. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Varianten Kratten die bestmögliche Lösung umsetzen können. Gleichzeitig werden wir aber auch weiterhin an der direkten Anbindung des Gewerbegebietes an die Autobahn weiterarbeiten“, bekräftigt Bürgermeister Giesinger abschließend.

 

Geplante Begleitmaßnahmen

Neue Verkehrslösungen werden in der Regel auch immer von unterschiedlichen Begleitmaßnahmen getragen. Auch für die Variante „Kratten“ beispielsweise liegen solche am Tisch. Mit Bepflanzungen direkt an der bestehenden Wegtrasse etwa wird der Naturraum zusätzlich aufgewertet. Weitere geplante Begleitmaßnahmen sind:

  • Ein allgemeines Fahrverbot für Kraftfahrzeuge im gesamten Gebiet zwischen Rheinstraße und Schnabelholz
    • Ausnahme 1: Zufahrt zum Gewerbegebiet Große Wies / Unter Hub und zum Kieswerk Kopf für Lkw über 7,5 t
    • Ausnahme 2: Zufahrt zu landwirtschaftlichen Betrieben
  • Aufwertung bestehender Fußgänger- und Radfahrerrouten:
    • Weg westlich des Krebsenbaches – von der Brücke zum Siedlungshof Marte bis zur Brücke zum Siedlungshof Wüstner
    • Führen des Radverkehrs zum SCRA-Nachwuchscampus und in Richtung Mäder über den Emmebachradweg bzw. Frauenwies und die Stadionstraße zur alten Landstraße
  • Das gesamte Gebiet ist zukünftig am Abend und am Wochenende verkehrsfrei.

 

Zur Variantestudie

Folgende neun Varianten wurden geprüft:

  • Variante 1 | Ausbau Brogerweg und Kreisverkehr L 203
  • Variante 2 | Ausbau Brogerweg mit A 14 Querung und Kreisverkehr L 203
  • Variante 3 | Ausbau Brogerweg mit A 14 Querung, Kreisverkehr L 203 und Umfahrung
  • Variante 4 | Ausbau entlang Brühlgraben
  • Variante 5 | Ausbau Kratten
  • Variante 6 | Einbahnring Ober Hub – Unter Hub
  • Variante 7 | Ausbau Krebsenbachstraße
  • Variante 8 | Ausbau Bischofsrütti
  • Variante 9 | Ausbau Krebsenbachstraße und kurzer Einbahnring